30. Januar 2019

3 Monate Dairy Farming in Rotorua

Wie denke ich die meisten, die diesen Blog verfolgen, wissen, habe ich die letzten drei Monate auf einer Dairy Farm in Rotorua gearbeitet. In dieser Zeit habe ich so gar nicht die Zeit gefunden, mich in Ruhe an einen Blogpost zu setzen, was in nächster Zeit hoffentlich nachgeholt wird (versprechen kann ich nichts, haha).

Jetzt, wo schon ein paar Tage vergangen sind, möchte ich ein bisschen darüber schreiben, wie die Zeit und Arbeit dort war.

Erst einmal bin ich natürlich dankbar für die Arbeitsstelle. Wir haben recht gut verdient (auf jeden Fall besser als bei Kiwifarms) und mussten vor allem keine Ausgaben für Unterkunft tätigen, weil wir bei Jake, dem Farmer, im Haus leben durften. Sophie, Greta und ich haben richtig Stunden gemacht  (>50/Woche).

Vor allem die Erfahrung, mit den ganzen Neuseeländern in Kontakt zu sein, von ihrem Leben zu hören, Dinge mit ihnen unternehmen, möchte ich nicht missen. Das war einfach etwas ganz anderes, als in Backpackerunterkünften bei den sonst üblichen Jobs. Wer kann schon sagen, dass er bei einem Kiwi gelebt hat, Teil der Familie dort war? Ich habe dort so tolle und interessante Menschen mit verschiedensten Geschichten kennengelernt, die ich jetzt schon wirklich vermisse. Vor allem Tage wie Weihnachten, das wir mit Jakes Familie verbringen durften, haben mir die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen hier gezeigt.

Auch die Arbeit an sich war wirklich voll in Ordnung. Wir hatten sehr viel Abwechslung und haben viel Zeit in Bewegung verbracht (das war in manchen Momenten schöner als in anderen). Zu den Hauptaufgaben gehörte das Weed Sprayen (Unkraut spritzen) und natürlich Melken morgens und abends. 

Ob ich deswegen irgendwann einmal Bauer werde? Ganz sicher nicht. Ja, es war die Erfahrung wert, aber im Endeffekt überwiegt schon mein Mitleid mit den Kühen. Die Monate dort haben mir das vor Augen geführt, was ich eigentlich schon wusste, aber nicht so richtig realisieren wollte. Die Kühe dort (800 auf dieser Farm) werden ganz trocken gesagt als Produktionsmaschinen gesehen, nicht als fühlende und zum leiden fähige Lebewesen. 

Ich habe ausgebroche Kälbchen gesehen, auf der Suche nach Milch bei den Kühen. Ich habe Kälbchen gesehen, die für den Schlachthof nach Gewicht sortiert wurden. Ich habe viele Kühe mit Schmerzen gesehen, zum Platzen gespannten Eutern. Ich habe Kühe gesehen, die für den Schlachthof aussortiert wurden, weil ihre Milchproduktion nicht mehr stimmt. Ich habe Kühe gesehen, die angeschrien und getreten wurde. Irgendwann habe ich angefangen, das selbst ein bisschen zu tun (und es ist ganz schön schwierig, sich das einzugestehen), wenn ich genervt war. 

So etwas will ich nie wieder unterstützen. Nie wieder. Die Zeit dort hat mich definitiv veganer gemacht, als ich es vorher war. Zwischendurch ist es mir wirklich schwergefallen, ohne Tränen über die Arbeit zu reden. Kühe sind wunderbare Tiere, die ihre Babys lieben und die schönsten traurigen Augen der Welt haben.

Aber die Zeit lasse ich hinter mir. Ich will sie nicht missen, denn sonst hätte ich viele Menschen nicht kennengelernt, viele Erfahrungen nicht gemacht und viele Erkenntnisse nicht gehabt. Sie hat mir die Augen geöffnet und dafür werde ich immer dankbar sein.

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